Lichterfüllt
Lichterfüllt
Oder
Das musikalische Pastell
Zu sehen ist eine Frau mit einer Geige in der Hand, die scheinbar an einem Fenster steht und mit dem Kopf zum hereinfallenden Licht schaut. Das Gesicht sowie die rechte obere Seite sind verbunden mit dem Weiß des Lichts. Auf der linken Bildseite zieht sich ein intensiver blauer Streifen von oben nach unten. Dahinter erscheint das Weiß der Fensteröffnung, an dessen Nische sich die Frau mit Geige anlehnt. Die langen Haare der Frau sind schwarz von ihrer Kleidung ist nur ein leicht glockiger, mittellanger Rock in hellen Blautönen zu erkennen, die Füße barfuß. Die Geige hält sie vor der Brust in der linken Hand, die rechte Hand hält den Geigenbogen, der in den Raum weist. Der Raum ist in den Pastellfarben des Regenbogens gestaltet. Durch den wässrigen Farbauftrag entstehen teilweise unscharfe, verschwommene Farbstrukturen ohne scharfe Abgrenzung. Durch die Dominanz des Weißes und die Technik des Aquarells entsteht fast eine abstrakte Bildkomposition. Insgesamt wirkt das Bild zart. Ein privater Moment. Lichterfüllt.
Der erste Blick geht auf das Weiß. Das Fehlen des Gesichtes und des rechten Oberkörpers fällt sofort auf. Das starke Blau unterstreicht diesen geheimnisvollen Moment, bei dem der Betrachter erkennt, dass die Frau sich abwendet und ihre Mimik nicht fassen kann. Nur die Gestik der kurz abgesetzten Geige, den Bogen leicht ruhend, und die Körperhaltung der leicht gekreuzten Beine, weisen auf das Innehalten der Frau hin. Der Genuss des Lichts ist zu vermuten. Der entspannende Moment, der keinen Zuschauer erwartet. Geheimnisvoll, aber leicht. Das Licht scheint sich durch die Frau mit der Geige zu brechen. Die Harmonie der Farben und Töne erfüllen den Raum. Es entsteht ein fast synästhetischer Moment. Klangfarben werden zu Farbtönen. Das musikalische Pastell.
Und irgendwie erklingen die ersten Töne von Mendelssohns Violin Concerto in E minor, Op. 64.
Danke Thomas Müller