Der Hirsch. Kitsch oder Kunst?
Der Hirsch. Kitsch oder Kunst?

Yvonne Lautenschläger, Hirsch, Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, 50 x 100 x 4 cm (c) Yvonne Lautenschläger
Das Tiermotiv
![Höhle von Lascaux. Hirsch (um 16 500 v.Chr.). Prähistorische Stätten und Höhlen des VézèreTal (Frankreich), von Francesco Bandarin [CC BY-SA 3.0-igo (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0-igo)], via Wikimedia Commons Höhle von Lascaux. Hirsch (um 16 500 v.Chr.). Prähistorische Stätten und Höhlen des VézèreTal (Frankreich), von Francesco Bandarin [CC BY-SA 3.0-igo (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0-igo)], via Wikimedia Commons](https://i2.wp.com/musekunst.de/wp-content/uploads/2016/10/Prehistoric_Sites_and_Decorated_Caves_of_the_Vézère_Valley-108429.jpg?resize=300%2C225)
Höhle von Lascaux. Hirsch (um 16 500 v.Chr.). Prähistorische Stätten und Höhlen des VézèreTal (Frankreich), von Francesco Bandarin [CC BY-SA 3.0-igo (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0-igo)], via Wikimedia Commons
![Josef Pallenberg (1882-1946), "Röhrender Hirsch" (1907), Hofgarten in Düsseldorf, Foto von Frank Vincentz (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons](https://i1.wp.com/musekunst.de/wp-content/uploads/2016/10/Düsseldorf_-_Hofgarten_-_Röhrender_Hirsch_03_ies.jpg?resize=300%2C200)
Josef Pallenberg (1882-1946), „Röhrender Hirsch“ (1907), Hofgarten in Düsseldorf, Foto von Frank Vincentz (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
![Friedrich Gauermann (1807–1862), Hirsch und Tier an der Tränke, spätestens 1862, Öl auf Holz, 35,7 x 29 cm, [Public domain], via Wikimedia Commons Friedrich Gauermann (1807–1862), Hirsch und Tier an der Tränke, spätestens 1862, Öl auf Holz, 35,7 x 29 cm, [Public domain], via Wikimedia Commons](https://i2.wp.com/musekunst.de/wp-content/uploads/2016/10/820px-Friedrich_Gauermann_Hirsch_und_Tier_an_der_Tränke.jpg?resize=240%2C300)
Friedrich Gauermann (1807–1862), Hirsch und Tier an der Tränke, spätestens 1862, Öl auf Holz, 35,7 x 29 cm, [Public domain], via Wikimedia Commons
Der Platzhirsch
Das Motiv der Brunfthirsche am Hang aus der Naturmalerei der Spätromantik zeigt die kraftvollen, selbstbewussten und männlichen Tiere vor einer imposanten Naturidylle. Majestätisch und machtvoll. Dieses Thema war so beliebt, dass die Holz- oder Kupferstiche sowie die fotografischen Reproduktionen zu einer starken Verbreitung der Bilder führten. Kunst wurde erschwinglich und hielt Einzug in das bürgerliche Wohnzimmer und schmückte die Wand über dem Sofa in der guten Stube. Kunst als Garant für soziales Prestige, so die spätere Beurteilung. In dieser Form wurde dieses Kunstmotiv mit einem verachtenden Lächeln zu Kitsch degradiert. Wer entscheidet darüber, ob es Kunst oder Kitsch ist? Entscheiden soziologische Kriterien über eine künstlerische Position?
![Moritz von Schwind (1804–1871), Nixen, einen Hirsch tränkend, etwa 1846, Öl auf Leinwand, 69 × 40 cm, [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons Moritz von Schwind (1804–1871), Nixen, einen Hirsch tränkend, etwa 1846, Öl auf Leinwand, 69 × 40 cm, [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons](https://i2.wp.com/musekunst.de/wp-content/uploads/2016/10/604px-Moritz_von_Schwind_006.jpg?resize=177%2C300)
Moritz von Schwind (1804–1871), Nixen, einen Hirsch tränkend, etwa 1846, Öl auf Leinwand, 69 × 40 cm, [Public domain oder Public domain], via Wikimedia Commons
Kulturelle Symbolik
Der Hirsch mit seinem jährlich neu wachsenden Geweih findet sich in vielen Kulturen wieder. Als überlebenswichtiges Jagdobjekt, als Symbol für Männlichkeit, Stärke, Führungskraft sowie für die Verbindung zwischen Materiellem und Geistigem. Die Insel Rhodos hat den Hirsch als ihr Wahrzeichen erklärt, da Hirsche die Insel vor einer Schlangenplage befreit haben. Das Orakel von Delphi war dabei nicht unbeteiligt, so die Legende. In der christlichen Symbolik richtet sich die Interpretation nach dem Palm 42.2, als dem Symbol für den Menschen, der Gott sucht.

Yvonne Lautenschläger, couch conform, Sofa, Acryl auf Kunstleder, oben mit einer Kupferstange stabilisiert, unten mit Bleiband beschwert, Größe ca. 130 x 240 cm, 5 Hirsche, Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, jeweils 50 x 100 x 4 cm (c) Yvonne Lautenschläger
Der Umgang mit dem Erbe
Auch ein tot gesagtes Bildthema kann für einen Künstler Inspiration sein. Die selbstbewusste Auseinandersetzung mit dem, was den Menschen beschäftigt, losgelöst von alten Werten oder behaftet mit diesen, zeigt die lebendige und zeitgenössische Kunst. Künstler wie Frida Kahlo (Der verletzte Hirsch), Joseph Beuys (Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch) sowie Gerhard Richter sind hier zu nennen. Kunstwerke entstehen, manchmal desillusionierend, manchmal mit einem Augenzwinkern.
Die Kunst als Ausdrucksform bedarf dabei immer eines Schaffenden, dem Künstler, und einem Empfänger, dem Betrachter. Kunst wird getragen vom Dualismus. Künstler und Kunstwerk, Kunstwerk und Betrachter, Gefühl und Verstand, Allgemeines und Individuelles, Sichtbares und Unsichtbares, Denken und Träumen, Raum und Form, Umriss und Fläche, Melodie und Rhythmus, Protagonist und Antagonist …
Allein der Dialog jedes einzelnen Betrachters mit dem Kunstwerk entscheidet über die Wirkung des Gesehenen. Gefühle, Gedanken, Empfindungen, Erinnerungen. Der Dialog des Betrachters weist einen entscheidenden Moment auf, er belebt die Kunst und das Leben des Betrachters gleich mit.